Irrtümer

Die großen technischen Behinderungen

1. Kleine Bewegungen sind ein fataler Irrtum

Sie haben etwa folgendes gelernt:

Kleine Bewegungen sind doch gut – die Finger brauchen dadurch kleinere Wege zu laufen und deshalb können Sie schneller spielen und haben mehr Sicherheit etc.

 

Auch ich habe diesen Irrtum in meiner anfänglichen Studienzeit lange geglaubt – diese technische Regel/Handhabung hörte sich immer einleuchtend, vernünftig und überzeugend an.

 

Aber leider ist dies falsch, es stimmt nicht und ist sogar schädlich. 

Sie erreichen nur eine reduzierte Ausdruckspalette und Ihr neurologische Nervensystem wird überlastetet.

 

Kleine Bewegungen sind nur bedingt hilfreich, übertrieben geübt lösen die kleinen Bewegungen motorische Probleme aus.

 

Jede muskuläre Bewegung braucht eine gegenläufige Bewegung zur Entspannung der Muskulatur. Jede entspannte, natürliche Bewegung braucht Spannung und Entspannung und diese verläuft in Wellenbewegungen. 

 

Kleine Bewegungen behindern die zur Entspannung benötigte Gegenbewegung und führen so zu Verspannungen. Es ist viel Energie notwendig, um die Bewegungen klein zuhalten - das motorische, neurologische System wird dabei überlastet. Es kommt zu Behinderungen der Motorik, zu sensorischen, neurologischen Problemen und im schlimmsten Fall sogar zu Versteifungen der Finger. Die notwendige Energie kann nicht ungehindert in die Gestaltung des Werkes fließen. Die Aufmerksamkeit wird von der angestrengten Kleinhaltung vollkommen absorbiert und fehlt bei der musikalischen Umsetzung. Heraus kommt ein ausdrucksloses Spiel, das man leider all zu oft zu hören bekommt. Der Spieler ist offenbar vollkommen in die Beobachtung und Kontrolle seiner Finger Bewegungen (in "Turnübungen") vertieft und scheint keine Ressourcen mehr für die Gestaltung der Musik übrig zu haben. 

 

Selbst international bekannte Solisten spielen nicht mit kleinen Bewegungen, zum Beispiel Alexandre Lagoya, aber auch andere Gitarristen: Lagoya machte sogar bei sehr rasanten Läufen keine kleinen Bewegungen, sondern eher sogar größere, weit ausholende, entspannende Bewegungen mit dem kleinen Finger. Auf zahlreichen internationalen Meisterkursen ließ sich das ausgiebig beobachten, dies ist ein positives Resultat meiner langjährigen Ausbildung an vielen Akademien: Die Fähigkeit der genauen Analyse von Bewegungsabläufen.

Probieren Sie doch mal das Gegenteil von dem was "richtig ist" aus!

Vieles was meine Generation studieren musste, war rückblickend nichts als Unsinn und akademischer Dilettantismus, begründet auf Behauptungen und Mutmaßungen, die durch die Zeit widerlegt wurden.

 

Meine Gegenmittel sind die von mir entwickelten motorischen Basis-Übungen.

Sie können auch noch nach ihrem Studium diesen kardinalen Fehler mit diesen motorischen Basis-Übungen korrigieren und zu einer entspannten, natürlichen Technik zurückfinden. Motorische Basis-Übungen

 

Der Musiker braucht eine große Variationsbreite von Bewegungsabfolgen.

Da die gehörte Musik – das klangliche Resultat lebendiger Klangvorstellung – durch Bewegungen hervorgerufene wird, braucht man eine große Variationsbreite von Bewegungsabfolgen um ausdrucksvoll gestalten zu können. Die Fingerbewegungen sind mal größer oder mal kleiner, je nachdem, ob der Ausdruck gesanglicher oder rhythmischer Art, leise oder laut sein soll etc., muss man eine Vielzahl von Bewegungsabläufen zur Umsetzung parat haben -  und nicht etwa eingeschränkte Bewegungsmuster, die jeden Ausdruck einebnen.

 

2. Zum Thema Finger liegen lassen

Das „Finger liegen lassen“ sollte man sehr sparsam verwenden! Man macht damit aus einem leichten Stück ein schwereres Stück. Ihr Bewegungsabfolge-Gedächtnis ist desorientiert. Sie spielen einen Ton, haben aber mehrere Finger auf dem Griffbrett. Was soll das? Ihr motorisches Gedächtnis geht von einem Mehrklang aus, es vermutet einen Akkord wenn mehrere Finger auf dem Griffbrett liegen, aber keine Einzelstimme - dafür braucht man ja nur einen Finger. 

 

Wenn Musizieren die Umsetzung der Klangvorstellung des Musikers ist, dann braucht das motorische Gedächtnis hierbei Eindeutigkeit und keine zusätzlichen Behinderungen. Die Klangvorstellung muss klar und eindeutig in Bewegungsabfolgen umgesetzt werden können. 

 

Als Gitarrist brauchen Sie sowieso immer zwei Finger zur Erzeugung eines Tones - die Finger der rechten und der linken Hand. Mit „Finger liegen lassen“ machen Sie jedes Werk noch schwerer.  

 

Ihr Ton leidet darunter!

Die einzelnen Töne, Melodien klingen weniger gut, wenn Sie die Finger liegen lassen.  Es fehlt die Lebendigkeit, die leichte Bebung, ein leichtes Vibrato, dass entsteht, wenn keine Finger liegen bleibt. 

 

Probiere Sie doch mal folgendes aus: Spielen Sie bitte in der 5 Lage auf der g-Saite eine chromatische Linie  (c, cis, d, dis). Wenn Sie die Finger liegen lassen, wird jeder folgende Ton immer lebloser, er wird immer starrer klingen. Nehmen sie die Finger dagegen weg, (es liegt immer nur ein Finger auf dem Griffbrett) dann habe Sie einen gleichmäßigen, gesanglichen Ton mit leichtem Vibrato (Bebung). Das klingt besser und Sie behindern nicht ihre Motorik.  

 

3. Zum Thema Finger vorbereiten

Auch das „Finger vorbereiten“ sollte man sehr sparsam verwenden! Ich nutze das „Finger vorbereiten“ so gut wie gar nicht. 

Warum siehe oben. Thema Finger liegen lassen.

 

Akademische Verirrungen

P. S. Ich persönlich halte diese technischen Verrenkungen übrigens für akademische Verirrungen, diese Ideen sind aus Wunschdenken entstanden und nicht aus Erfahrung oder Forschung.

Jeder schreibt von Jedem ab, und so setzen sich Fehleinschätzung über Generationen fort.

 

Offensichtlich kommen diese abnormen technischen Vorstellungen aus einer technisierten Ansicht des Menschen, hier versucht jemand eine Maschine aus dem Menschen zu machen - und hat von Musik, Kunst und Kultur keine Ahnung!

 

„Homo Technicus" im Machinentakt

Gelegentlich hört man von Lehrkräften, es gibt keine talentierten Schüler mehr

Wenn Sie sich fragen, warum Sie so wenige gute Schüler haben, dann liegt das bestimmt nicht an Ihren Schülern, sondern vielleicht an diesen Behinderungen die Sie studieren mussten und nun an Ihre Schüler weitergeben. Ihre Ideen verhindern den Erfolg Ihrer Schüler – Sie prägen Ihre Schüler mit Ihren Fähigkeiten aber genauso mit Ihren Fehleinschätzungen, die Sie möglicherweise gar nicht wahrnehmen. Egal wie Ihre Schüler sind, welche Fähigkeiten oder Talente sie mitbringen. Ihre Aufgabe ist es, Ihre Schüler dort abzuholen wo sie sind, und ihnen den Weg zum erfolgreichen Musizieren zu ebnen. Es ist Ihre Aufgabe nachzudenken und alternative Lösungen zu suchen und nicht 40 Jahre über die Unfähigkeit Ihrer Schüler zu jammern.

 

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